Interview zu "Lilo auf Löwenstein:

 

 

Frau Andeck, mit "Lilo auf Löwenstein" ist eine neue Buchreihe für Mädchen ab neun Jahren gestartet. Können Sie kurz etwas zum Inhalt vom ersten Band erzählen?
 
Gern! Lilo ist elf, und sie liebt Abenteuer über alles. Als die ganze Familie in eine Wohnung in einem richtigen, echten Schloss zieht, ist sie natürlich total begeistert. Doch auf Schloss Löwenstein treffen drei skurrile Familien mit insgesamt sieben Kindern aufeinander, und erst mal ist alles ganz schön kompliziert. Dann findet Lilo aber tolle Freunde, rettet ein Tierbaby und entdeckt ein uraltes Geheimnis. Das ist die äußere Handlung. Eigentlich geht es in den Lilo-Büchern aber um diese ganz speziellen Momente, die jeder kennt, der mal Kind war: Die Momente, in denen eine größere Gruppe von Eltern und Kindern zusammen Zeit verbringt, in denen Große und Kleine spielen, reden und lachen, und in denen sich das Leben leichter anfühlt als sonst. Man erinnere sich nur an Straßenfeste, Grillabende und Ferientage. Natürlich ist auch in dieser Kindersommerwelt nicht immer alles lustig und leicht, solche Momente wechseln sich ja auch im echten Leben immer mit schwereren ab. Aber es gibt sie, und sie machen Kinder stark.
 
Und wie geht es mit Lilo auf Löwenstein weiter? Stehen Sie schon in den Startlöchern für den zweiten Band?
 
Oh ja, der zweite Band ist sogar schon fertig. Darin spielt ein rabenschwarzes Pony eine wichtige Rolle. Mehr wird aber noch nicht verraten.
 
Was ist besonders an der Figur Lilo? Ist sie eine typische Identifikationsfigur für Mädchen in jungen Jahren?
 
Sie ist eine Identifikationsfigur für abenteuerlustige Kinder. Ich glaube, dass Jungs und Mädchen sich gleichermaßen mit ihren Gedanken und Gefühlen identifizieren können.
 
Wie lautet Lilos Lebensmotto?
 
Lebe wild und gefährlich!
 
Welche Figur im Buch gefällt Ihnen am besten und warum?
 
Ich mag Lilo, weil sie abenteuerlustig und gleichzeitig feinfühlig und fair ist. Und Anni, weil sie so direkt ist und die Dinge knochentrocken beim Namen nennt. Außerdem liebe ich den lustigen und frechen Ben. Und den ruhigen, klugen David. Und … ach, ich mag sie alle! Aber am besten gefällt mir Mini, das Siebenschläferbaby. Ich habe selbst schon mal einen kleinen Siebenschläfer gefunden und aufgepäppelt, das war sowas von niedlich!
 
Wem empfehlen Sie die Bücher über Lilo besonders?
 
Allen Kindern, die gern etwas über echte Abenteuer in der richtigen Welt lesen wollen, eine Welt, in der niemand zaubern kann und in der Tiere nicht sprechen, die aber trotzdem spannend ist. Und lustig. Und schön.
 
Die Buchreihe bietet den „Bullerbü-Faktor“ und erzählt von Kindern, die auch aus der Feder von Astrid Lindgren stammen könnten. Wie sind Sie auf die Idee dazu gekommen?
 
Bullerbü? Ja und Nein. Eigentlich sind das ja ganz moderne Kinder, die Handys benutzen und gern am Tablet „daddeln“. Aber diese Kinder spielen trotzdem draußen und erleben die Natur mit allen Sinnen, insofern ist da auch „Bullerbü-Feeling“ drin, das stimmt. Zur Idee: Als ich in Lilos Alter war, haben wir die Ferien oft bei Verwandten auf einem Rittergut in der Lüneburger Heide verbracht. Und später waren mein Mann und ich dort mit unseren Töchtern. Da spielt man als Kind von morgens bis abends mit anderen Kindern draußen. Es gibt einen Wald, einen Fluss und viele Tiere, man darf alles und muss nichts. Abends kommt man mit schmutzigen Füßen hungrig nach Hause, fällt erst übers Essen her und dann ins Bett. Und am nächsten Morgen strampelt man die Decke weg und zieht wieder los. Dieses Lebensgefühl wollte ich einfangen.
 
Wie sah Ihre Kindheit aus?
 
Ich war das mittlere von drei Kindern. Man sagt, dass solche „Sandwich-Kinder“ es schwer haben, aber so habe ich das nie empfunden. Ich hatte zu beiden Geschwistern nur einen geringen Altersabstand, konnte also mit den Spielsachen und Büchern meines Bruders und meiner Schwester etwas anfangen und hatte immer jemanden zum Spielen und Streiten. Mir war nie langweilig. In unseren Schulalltag haben sich unsere Eltern kaum eingemischt. Wir mussten pünktlich und höflich sein und uns Mühe geben, Schlamperei war nicht okay, aber die Noten waren nicht so wichtig. Wenn wir die Hausaufgaben fertig hatten, sind wir verschwunden und keiner konnte uns anrufen, Handys gab es ja noch nicht. Wir mussten um 19.00 Uhr nach Hause kommen, und wenn wir im Wald oder auf den Feldern waren, mussten wir mindestens zu dritt sein. Das war alles an Vorschriften, mehr Kontrolle hatten unsere Eltern nicht. Was wir bis abends gemacht haben, wissen sie zum Teil heute noch nicht. Ist auch besser so. Wir haben zum Beispiel unsere Ohren an Eisenbahnschienen gelegt, um herauszufinden, ob wir wie Winnetou hören können, wenn ein Zug kommt. Wir haben trotzdem alle überlebt.
 
Und, wie haben Sie die Kindheit Ihrer Töchter mitgestaltet? Was war Ihnen besonders wichtig?
 
Wir sind aufs Land gezogen, damit sie auch viel draußen spielen konnten. Und wir haben möglichst alle Abenteuerideen unterstützt. So haben wir zum Beispiel oft in Schlössern und Burgen übernachtet. Einmal sind wir mit Pferd und Planwagen eine Woche lang durch blühende Wiesen gefahren, und das war auch für uns Eltern ein Abenteuer. Das Pferd war nämlich ein kräftiger Kaltblüter und hatte einen echt starken Willen.
 
Was möchten Sie Ihren jungen Leserinnen mitgeben?
 
Ich möchte, dass sie ganz viel Spaß beim Lesen haben und anschließend vielleicht sogar neue Ideen für eigene Abenteuer finden.